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Aktuelle Informationen aus der vhs

Drei Volkshochschulen erhalten den Rita-Süssmuth-Preis für ihre internationale Netzwerkarbeit Bewegende Berichte aus Krieg- und Krisenregionen beim 15. Volkshochschultag

Bonn/Leipzig. Die Verleihung des Rita-Süssmuth-Preises markierte gestern einen der Programmhöhepunkte des 15. Volkshochschultags in Leipzig. Die Leiter*innen der Volkshochschulen Badische Bergstraße (Baden-Württemberg), Landkreis Cham (Bayern) und Weimar (Thüringen) nahmen die mit jeweils 2.000 Euro dotierte Auszeichnung persönlich von Professorin Dr. Rita Süssmuth, Ehrenpräsidentin des Deutschen Volkshochschulverbandes (DVV), entgegen. Das DVV-Institut für Internationale Zusammenarbeit vergab den Preis zum zweiten Mal nach 2019. Ausgezeichnet wurde das besondere Engagement der drei Volkshochschulen für internationale Partnerschaften und Netzwerke. An der Preisverleihung wirkten auch Schirmherrin Daniela Schneckenburger vom Deutschen Städtetag und Jurymitglied Sylvia Groneick vom Auswärtigen Amt mit, das den diesjährigen Preis im Rahmen eines Projektes von DVV International förderte.
 

Die Volkshochschule im Landkreis Cham wurde ausgezeichnet für ihre langjährige Zusammenarbeit mit dem Verband für Lebenslanges Lernen und Aufklärung in Belarus. Die Jury lobte die gemeinsamen Aktivitäten zur Stärkung der Erwachsenenbildung und zum Wissenstransfer als besonders nachhaltig und wirksam. Trotz angespannter diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Belarus sei es gelungen, Partnerschaft und Wissenskreisläufe aufrechtzuerhalten und neue zivilgesellschaftliche Organisationen der Erwachsenenbildung in Belarus zu unterstützen, unter anderem auch mit Förderung durch das Auswärtige Amt.

Die Volkshochschule Weimar überzeugte die Jury mit zahlreichen internationalen Initiativen im Bereich der politischen Bildung, die mit Partnerstädten und Bildungseinrichtungen aus Großbritannien, Frankreich, Italien, Polen, Israel und Chile umgesetzt wurden. Besondere Aufmerksamkeit erfuhr bei der Jury die Ausstellung „Jecheskiel David Kirszenbaum – Karikaturen eines Bauhäuslers zur Weimarer Republik“, die zum Themenjahr „900 Jahre jüdisches Leben in Thüringen“ entstand. Die Gestaltung der Ausstellung und deren überregionale Verbreitung wurden von der Jury als bemerkenswertes Konzept der internationalen Verständigung hervorgehoben.

Der Preisverleihung gingen bewegende Berichte aus den Kriegs- und Krisenregionen Ukraine, Afghanistan und Mali voraus. In allen drei Ländern engagiert sich DVV International seit vielen Jahren in der Jugend- und Erwachsenenbildung. Wie schwierig dies unter den gegenwärtigen Bedingungen in der Ukraine ist, verdeutlichten die Direktorin des Bildungszentrums in Kiew, Mariya Boguslav. Gerade jetzt sei es wichtig, die Menschen in der Ukraine mit Bildungsangeboten zu stärken. Viele hätten durch den Krieg ihre Arbeit verloren. Nun erlernten sie neue Fertigkeiten wie beispielsweise Webdesign, um ihre Existenz freiberuflich zu sichern. Für Ukrainer*innen im Exil seien Sprachkurse ebenso wichtig wie Kurse zu alltagspraktischen Fragen.

Aus Afghanistan berichtete der ehemalige Leiter des afghanischen Erwachsenenbildungsverbands (ANAFAE) in Kabul, Abdul Bashir Khaliqi. Er verdeutlichte, wie sehr gerade Mädchen und Frauen unter dem Taliban-Regime in Afghanistan zu leiden hätten, indem sie nach Jahren des Aufbruchs nun wieder mehr und mehr von Bildung ausgeschlossen und in den häuslichen Bereich zurückgedrängt würden.

Die Lage in Mali beschrieb Martin Westphal. Er leitet das Regionalbüro von DVV International für die Region Westafrika in Bamako. Er benannte Alphabetisierung als einen Arbeitsschwerpunkt von DVV International in Mali. Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen, stärke die Menschen darin, ihr Einkommen und ihre gesamte Lebenssituation zu verbessern.

„Bildung ist ein essenzielles, unteilbares Menschenrecht“, erklärte DVV-Präsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer. Bildung helfe den Menschen dabei, sich selbst zu entwickeln und so auch die Gesellschaft positiv zu verändern.

In einer Video-Botschaft erläuterte Niels Annen, Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), welch große Bedeutung die Bundesregierung der Bildung beimisst, wenn es darum geht, die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen zu erreichen, Frieden und Verständigung zu fördern und Hunger, Armut und die Folgen des Klimawandels zu entschärfen. Gerade in Krisenzeiten könne Bildung Stabilität und Schutz bieten. Annen bekräftigte den Einsatz des BMZ für das Recht auf Bildung, gerade auch für Migrant*innen mit unterbrochenen Bildungsbiographien.

„Erwachsenenbildung qualifiziert Menschen durch nachholende Grundbildung und berufliche Weiterbildung und vermittelt Alltagskompetenzen sowie digitale Kompetenzen. Diese befähigen und ermutigen Erwachsene, sich auch an politischen und gesellschaftlichen Prozessen zu beteiligen“, führte Annen aus und äußerte seinen Dank für das „wichtige Engagement“ von DVV International. Für die Förderung der Erwachsenenbildung sei DVV International seit mehr als 50 Jahren ein zentraler Partner des BMZ.

Zu den rund 1.000 Teilnehmenden des Volkshochschultags gehörten auch etwa 100 Gäste aus dem Ausland, darunter Regierungsvertreter*innen aus Moldawien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Laos und Tansania, die stellvertretende Parlamentspräsidentin aus Tadschikistan sowie Vertreter der Weiterbildung in Georgien und Palästina.

Das DVV Institut für Internationale Zusammenarbeit ist weltweit in mehr als 30 Ländern aktiv und kooperiert mit mehr als 200 zivilgesellschaftlichen, staatlichen und wissenschaftlichen Partnern.

Quelle: Deutscher Volkshochschulverband

09.12.24 02:38:34